RESEARCH
Atmosphäre zwischen Kultur und Natur
Post-Moderne
ASAP
Begegnungsstätte als Gleichberechtigung
Der Fortschritt hat eine dermaßen rasante Dynamik angenommen, dass er gradezu aus der Bahn geschleudert wurde und zu einer Klimakatastrophe beigetragen hat, die eine post-futuristische Generation junger Menschen auf die Straße bringt, welche um ihre und die Zukunft der Menschheit generell bang, da sie nicht in den aufbruchphantastischen Utopien optimistisch-futuristischer Stadtplanungen, sondern in Städten lebt, in denen die Bevölkerungsdichte explodiert, städtischer Wohnraum (bald) nicht mehr bezahlbar ist und noch dazu in einer zunehmend unbewohnbaren Welt liegt, in der die Ressourcen knapp werden. Ihre Zukunftsbilder sind daher dystopisch und nicht mehr utopisch geprägt. „Wenn die Drohung von Zerfall und Untergang berechenbar wird, dann ist Hoffnung keine Option mehr.“ Hans Ulrich Reck
das Kugelhaus in der DDR
Maix Maier thematisiert in seinen Arbeiten Kollektion70 (2001-2004)
in: Der Tagesspiegel, 13.03.2014, S.24
Peter Herbstreuth, „Der Himmel über Halle-Neustadt“,
„Das Haus ist die Metapher für das, was der Metapher vorausgeht.“ (Mark Wigley) In den 1970er-Jahren versuchte man in der DDR, den Mangel an Konsumgütern dadurch zu beheben, dass alle Betriebe verpflichtet wurden, Produkte für den täglichen Bedarf der Bevölkerung zu entwickeln. Die Anwendungstechnische Abteilung des VEB Spezialchemie Leipzig fertigte den Prototyp „Kugelhaus universal“, der 1971 auf der Leipziger Messe erstmals präsentiert wurde. Es bestand aus zwölf Fünf- und zwanzig Sechsecken und besaß bei einem Durchmesser von 4,8 Metern eine Nutzfläche von 13 Quadratmetern. Laut beigefügter Bauanleitung sollte das Haus von der Kundschaft selbst zusammengesetzt werden. „Die Erfinder dachten, sie hätten die Alternative zum Schrebergartenhaus für die Ära der Weltraumfahrt entwickelt, und rückten mit ihrer volkstümlichen Variante den hochfliegenden architektonischen Ideen nach, die dem Atomium 1958 in Brüssel, mit mobilen Räumen der Gruppe Archigram in England, mit Wohnkapseln von Kisho Kurokawa in Japan und mit der geodätischen Kuppel von Buckminster Fuller in den USA die Fantasien beflügelten.“
„Die aktuelle Krise hat ihren Ursprung in der allmählichen Erkenntnis des modernen Menschen, dass er sich nicht länger auf diese riesige, schier unerschöpfliche Reserve als Garantin seines zukünftigen Wohlstands verlassen kann. Modernisierung, Entwicklung, Globalisierung wirken wie ein glückliches und unverdientes Intermezzo, das nun zu Ende geht. Das ist der Grund für das allgegenwärtige Gefühl, dass das alte Regime durch ein neues Klimaregime abgelöst wurde. Daher auch die eigenartige Erkenntnis, dass wir neu definieren sollten, was es heißt, ein Volk zu sein. Vielleicht geht es hier nicht länger um eine Gruppe von Menschen, die Bodenressourcen zu Produktionszwecken nutzt, sondern vielmehr um die Vielzahl verschiedenster Lebensformen, die untereinander vernetzt sind, aber auch in Konflikt zueinander stehen und sich jeweils in Zeit und Raum ausdehnen wollen. An die Stelle der alten Dichotomie von Gesellschaft und Natur tritt ein schmerzhafter Prozess, in dem menschliche und nicht-menschliche Akteure, die beide gleichermaßen nach Daseinsberechtigung streben, zueinander finden.“
Haus-Rucker-Co
links: Gelbes Herz, 1968
rechts: Oase No 7, 1972
„Die Wirklichkeit– und in ihr unsere soziale Welt, die Biosphäre und der Raum unserer Psyche – ist das Opfer einer massiven Kolonialisierung. Diese schadet der Lebendigkeit dieser Welt zutiefst und produziert unglaubliches Leid, manches davon bewusst, vieles aber auch unbewusst – und das schon seit Jahrhunderten. Kolonialisierung bedeutet letztlich: die eigene Zugehörigkeit zu einem fruchtbaren Ganzen zu zerstören, das jedes Wesen nährt, und das von jedem Wesen einen Beitrag erwartet. Der erste Schritt der Kolonialisierung ist die Aufspaltung der Welt in Subjekte, die handeln dürfen, und Objekte, mit denen gehandelt wird. Es ist die Spaltung in einen Geist, der bestimmt, und einen Körper, über den bestimmt wird. Dekolonialisierung und die Suche nach dem eigenen Selbst sind das gleiche.“
„Indem er eine alte Rechnung mit dem Raum begleicht, verlangsamt der Nomade den Lauf der Zeit. Es schert ihn weniger, die Augenblicke vorbeiziehen zu sehen, füllt er sie doch hartnäckig mit seiner Kilometerernte. Alchimistenwerk: Er verwandelt den Sand aus der Sanduhr in Juckpulver. Er zertrümmert das Ziffernblatt der Uhr und benutzt die Zeiger um sich in den eigenen Hintern zu stechen. Die Zeit ist kein Pferd, dessen Kraftausbruch durch das Anziehen der Zügel kontrolliert werden kann, und so ist es besser sie galoppieren zu lassen und sich für ihr gerenne zu rechen, indem man sich selbst die Welt einverleibt. Dem Tick-Tack der Uhr antwortet der Reisende mit dem klappern seiner Sohlen. Ein zurückgelegter Kilometer bedeutet zehn gewonnene Minuten. Das Wandern hält der Sturzwelle der Zeit die Maßeinheit des Raumes entgegen.“